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Social Media - bin ich wirklich zu alt, oder doch die Anderen zu blöd?

Wissen Sie was Tick Tock ist? Tick Tock ist einechinesisches Videoportal wo Jugendliche Musikvideos synchronisieren – also so tun, als würden sie selber singen. Sie fragen sich, was das mit Ausbildung zu tun hat. Zu Recht, denn es hat nichts mit Ausbildung zu tun – gar nichts. Außer Sie wollen Musical-Darsteller werden.

Dabei haben sich doch schon genug Unternehmen auf Youtube mit Ausbildungs-Rapps blamiert. Allen voran die Sparda Bank, McDonnalds und die Polizei NRW. Mal ehrlich, wer von Ihnen rappt denn in seiner Ausbildung? Wir eher nicht und auch sonst kenne ich kein Unternehmen, welches regelmäßig seine Ausbildung rappt. Und was wünschen sich die Bewerber? Genau: authentische Videos – und rappen ist nun mal nicht authentisch.

Seit 2013 fragen wir in unserer Studie die Jugendlichen immer und immer wieder, welche Kanäle Sie zur Berufsorientierung nutzen. Das Ergebnis lässt sich einfach zusammenfassen: Social Media ist es eher nicht – und glauben Sie mir, Tick Tock schon mal gar nicht. Viel Wichtiger ist eine gute Auffindbarkeit bei Google, spannende Stellenanzeigen in der Jobbörse der Arbeitsagentur oder ein gutes aktives Empfehlungsmarketing.


In der 2018er Studie mussten wir uns fast böse Kommentare dazu anhören, wie wir überhaupt auf die Idee kommen konnten, dass Snapchat zum Thema Ausbildung passt. „Wie peinlich seid ihr eigentlich, dass ihr glaubt, wir wollen uns über Snapchat bewerben“, so ein O-Ton eines Studienteilnehmers. Natürlich ist die junge Generation auf verschiedensten Social Media Kanälen aktiv. Sie gucken Youtube Videos, posten auf Instagram schöne Bilder und kommunizieren über WhatsApp.


Aber was glauben Sie, ist ein Grund dafür, warum es heute mehr aktive Nutzer über 30 bei Facebook gibt als junge Nutzer? Ganz einfach, als wir kamen, ist die junge Generation geflohen. Wer bitte möchte schon das Mama oder Oma sehen, was man so in seiner Freizeit macht? Hätten wir das gewollt? Lassen sich mich einen einfachen Vergleich aufstellen: ich wäre auch nicht mehr in die Disco gegangen, wären meine Eltern auf die verwegene Idee gekommen, dort ihre Samstag Abende verbringen zu wollen.

Es war ja schon peinlich genug, wenn abgeholt wurde und Mama oder Papa direkt vor der Tür geparkt haben. Ebenfalls hätte ich sehr verwundert geschaut, wenn mir jemand in der Disco einen Flyer für seine Berufsausbildung unter die Nase gehalten hätte. Das wäre sicherlich nicht der Arbeitgeber meiner Wahl gewesen.

Das ist doch was ganz anderes? Nein ist es nicht. Social Media ist das Privatleben der Bewerber, so wie unser Privatleben in der Discos stattfand. Die Zeiten haben sich bekannter Maßen gewandelt.


Das Problem daran ist nur, dass ich zu alt dafür bin, als dass mir da ernsthaft Glauben schenken würde. Ich jenseits der 50 habe nun mal keine Ahnung, was die junge Generation beschäftig. Doch habe ich. Im Gegensatz zu den ganzen vermeintlichen Recruiting Experten habe ich nämlich nicht einfach nur eine Meinung dazu, sondern ich habe die Fakten. Klare Zahlen, die genau belegen, dass das nicht die spießige Meinung einer Frau über 50 ist, sondern dass was die Zielgruppe denkt.


Und ich habe noch ein Ass im Ärmel. Es ist fast 15, gerade mitten in der Pubertät und sehr klar in seinen Ansagen. „Mama, wenn Du Dich nicht total blamieren willst, dann beschäftige dich am besten überhaupt nicht mit Tick Tock. Das ist total peinlich, was da abgeht.“ Danke Sohn, in diesem Fall liebe ich Dich mal für Deine klare wenn auch etwas maulige Art.

Ach nur mal so – nicht das Sie denken ich wäre da doch etwas hinterwälderisch. Ich besitze einen Account bei Facebook, Instagram, Snapchat und Twitter. Ich nutze WhatsApp, bin bei Xing und LinkedIn und habe sogar Jodel auf meinem Smartphone. Ich habe die erste Alexa im Hause Ullrich angeschafft, die erste Smartwatch gekauft und auch die Wii ist auf meinem Mist gewachsen. Meine Lampe kann ich durch Zuruf steuern und meine Heizung mit dem Smartphone. Meinem Sohn habe ich für seine 37 qm Wohnung diesen Saugroboter gekauft. Ich spiele Pokemon Go (Level 34) und besitze einen eigenen Nintendo. Und ich habe maßgeblich durch zwei Hugos dazu beigetragen, dass wir den Digitalisierungs Award des nordrheinwestfälischen Innenministerium gewonnen haben – aber das ist eine andere Geschichte. Gut, Netflix schauen mein Mann und ich heimlich auf dem Account unseres Sohnes – aber man muss ja auch mal auf die Kosten schauen.


Warum ich das schreibe? Weil ich doch irgendwie das Gefühl habe, ich müsse mich dafür rechtfertigen, dass ich nicht technisch schon aufs Abstellgleis abgebogen bin, nur weil ich Social Media in der Bewerberansprache für eine Fehlinvestition halte. Den Newsletter Artikel dazu, überlasse ich aber lieber einem Mitarbeiter Anfang 20 – der ist da einfach glaubwürdiger als ich. Wenn Sie Ihre Zielgruppe wirklich gezielt im Internet ansprechen wollen, sollten Sie sich lieber mit Google for Jobs statt mit Tick Tock beschäftigen. Kennen Sie nicht, Google for Jobs? Entschuldigen Sie, wenn ich mich jetzt ein bisschen freue. Denn das Sie google for Jobs nicht kennen zeigt ja, ich bin technisch doch weiter vorne als gedacht.


Natürlich möchte ich Sie nicht im Regen stehen lassen – schauen Sie einfach in unseren Juni Newsletter und Sie sind garantiert schlauer. Anmelden können Sie sich hier – die Artikel später noch lesen, können Sie hier. Laut meines Sohnes bin ich zwar alt, aber nicht zu alt. Das spräche allerdings jetzt gerade nicht für die Anderen.

Herzliche Grüße


Ihre Felicia Ullrich




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